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Um des Friedens willen
Der israelische Publizist und Friedensaktivist Uri Avnery
über Zensur in den Medien, die Parlamentswahlen im Februar
und die Situation der Friedensbewegung
Der israelische Publizist und Friedensaktivist Uri Avnery
über Zensur in den Medien, die Parlamentswahlen im Februar
und die Situation der Friedensbewegung
Interview erschienen in der Jüdischen Zeitung, Februar-Ausgabe 2009
Ich habe in einem israelischen Interview gelesen, dass Sie jeden Morgen erstmal die Zeitung «Ha’aretz» lesen, um sich richtig aufzuregen, um so die volle Energie für den Tag zu haben. Stimmt das?
(lacht) Ja, das stimmt. Es regt mich auf. Ich ärgere mich jeden Tag, wenn ich die Zeitung lese.
Warum?
Weil so viele Nachrichten erschienen, die mich wütend machen. Und so wache ich auf…
Sie sind selbst Journalist, machten über 40 Jahre lang die unabhängige Zeitung «Haolam Hazeh». Haben Sie das Gefühl, dass die israelische Medienlandschaft im Laufe der Jahrzehnte ausgewogener berichtet, liberaler geworden ist?
Es gibt eine absolute Pressefreiheit. Aber, die Presse erinnert mich sehr oft an einen kleinen Hund, der seine Leine im Maul trägt und vor seinem Frauchen herläuft. Es gibt eine unbewusste Selbstzensur bei israelischen Medien, die bei weitem schlimmer ist, als jede offizielle. In Hitlerdeutschland gab es einen Herrn Otto Dietrich, der jeden Tag die Zeitungsredakteure von Berlin bei sich versammeln ließ und denen sagte, was am nächsten Tag die Themen, Schlagzeilen und Leitartikel sein sollten. Das ist in Israel ganz undenkbar. Aber das Ergebnis ist sehr oft dasselbe.
Was machten Sie in Ihrer aktiven Zeit als Redakteur anders?
Als Zeitungsredakteur habe ich sehr großen Wert darauf gelegt, Definitionen zu überprüfen. Die Worte, die gebraucht werden, um Nachrichten zu formulieren. Denn die sind wichtiger als die Nachrichten selbst. Sie formen das Bewusstsein der Leute. Und da wird bei uns sehr gesündigt. Palästinensische Militante heißen «Terroristen», ganz egal was sie tun. Und so gibt es Dutzende solcher Codewörter, die wie Scheuklappen dazu führen, dass die ganze Sicht auf die andere Seite verzerrt wird. Das ist für die Zukunft äußerst gefährlich, denn wenn man ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit hat, führt das zu verzerrten Reaktionen.
Wie würden Sie die Berichterstattung der israelischen Medien im Gaza-Krieg im Januar beschreiben?
Es war eine schamvolle Wiederholung dieses Phänomens. Die ganzen israelischen Medien, ohne Ausnahme, haben für diesen Krieg mobilisiert, sind ein Teil der Gehirnwäsche der israelischen Kriegspropaganda geworden.
Wie groß war die Unterstützung in der israelischen Bevölkerung für den Krieg in Gaza?
Ich glaube, darüber gibt es keine klare Antwort. Vor Beginn des Krieges waren 58 Prozent dafür, aber nur 20 Prozent für einen Einmarsch in Gaza. Während des Krieges und bei dieser unglaublichen Kriegspropagandamaschine, die alle ausgleichenden Stimmen total verstummen ließ, kann es sein, dass die Kriegsbegeisterung stärker geworden ist. Das passiert bei jedem Krieg, in jedem Volk. Am ersten Tag des Ersten Weltkrieges waren 99 Prozent der Deutschen für den Krieg. Dasselbe geschah in den USA am ersten Tag des Irak-Kriegs. Wir von «Gusch Schalom» haben am ersten Tag des Krieges im Zentrum von Tel Aviv, gegenüber dem Verteidigungsministerium, gegen den Krieg demonstriert. Wir waren damals 1.000 Menschen. Eine Woche später waren wir 10.000 Menschen. In den USA gab es am ersten Tag des Irak-Kriegs keine einzige Anti-Kriegsdemonstration.
Gingen dieses Mal mehr Antikriegs-Demonstranten als noch vor zweieinhalb Jahren, während des Zweiten Libanonkriegs, auf die Straße?
Es ist mehr oder weniger dasselbe. Unsere Demonstrationen dieses Mal waren größer. Damals hat es auch länger gedauert, bis wir 10.000 Menschen auf die Straße bringen konnten – erst in der dritten Kriegswoche. Dieses Mal schon nach der ersten Kriegswoche. Aber dies ist kein sehr präzises Bild. Die Wirklichkeit ist, auch heute noch, dass Menschen hier, die gegen den Krieg sind, sich vereinsamt fühlen, vereinsamt in ihrer eigenen Umgebung. Daher wissen sie gar nicht, wie viele Leute im Land diesen Krieg verdammen. Das ist unmöglich zu sagen, denn ihre Stimmen werden in den israelischen Medien auch heute noch totgeschwiegen. Wir haben während des Krieges jeden Tag zwei bis drei Demonstrationen im ganzen Land gehabt. Keine davon ist in den israelischen Medien mit mehr als ein, zwei Zeilen erwähnt worden. Auch nicht in den internationalen Medien. Ich habe während des Krieges kein einziges Wort in den israelischen Medien zum Krieg sagen dürfen, außer den Anzeigen des «Gush Shalom» in der Zeitung «Ha‘aretz».
Dürfen Sie Ihre Meinung zu politischen Themen in redaktionellen Beiträgen äußern?
Für wirkliche politische Meinungsvertretung ist die israelische Presse heute so gut wie geschlossen. Ich werde in Israel als radikal angesehen, fühle mich selbst nicht als Radikaler. Ich kann keinen einzigen politischen Artikel bei irgendeiner israelischen Zeitung veröffentlichen, seit Jahren schon, obwohl ich Sokolow- Preisträger bin, einer vom Journalistenverband vergebenen Auszeichnung. Das nützt aber nichts. Also schreibe ich im Internet.
Fühlen Sie sich als Exilautor im eigenen Land?
Ich fühle mich nicht diskriminiert. Ich erscheine sehr oft im israelischen Fernsehen. Gewöhnlich werde ich zu Episoden aus der Vergangenheit gefragt, über alle möglichen Skandale, über Katzenzüchtigung…
Sind Sie ein Katzenexperte?
Ein Liebhaber.
Ein Schwenk nach Deutschland. Wie beurteilen Sie die Medienberichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt?
Die deutsche Berichterstattung über Israel ist ein Skandal. Es ist eine fälschliche Auslegung von der Pflicht, die Deutsche nach dem Holocaust haben. Diese vulgäre Ansicht, dass Deutsche nach dem Holocaust Israel nicht kritisieren dürfen, ist für mich ein verdrehter Antisemitismus. Ich habe immer den Eindruck, dass Philosemiten und Antisemiten sehr viel gemeinsam haben. Ich finde die Sonderbehandlung Israels in den deutschen Medien absolut falsch, unmoralisch. Wenn man israelische Politik nicht kritisiert, bezieht man Stellung gegen einen Teil von Israel. Wir haben eine Diskussion in Israel, wir sind eine demokratische Gesellschaft. Wir haben ein großes Friedenslager. Ich glaube, die Mehrheit der Israelis ist heute für einen Frieden, gegen die Politik der israelischen Regierungen, und für die Aufgabe der Siedlungen. Davon findet man in Deutschland kein Wort.
Es gibt in den deutschen Medien viele kritische Berichte zu Israel.
Während des Zweiten Libanonkrieges machten wir vom ersten Tag Anti-Kriegsdemonstrationen, am Ende des Krieges mit 10.000 Teilnehmern im Zentrum von Tel Aviv. Kein Wort davon in den deutschen Medien. Das ärgert mich sehr. Oder wenn Frau Merkel vor der Knesset (dem israelischen Parlament – d. Red.) steht und wie ein Backfisch von Israel schwärmt. Das brauchen wir nicht! Das haben wir nicht nötig. Wir haben Kritik nötig.
Wie schnell geht die israelische Gesellschaft nach dem Gazakrieg zur Tagesordnung über?
Der Krieg ist noch sehr gegenwärtig, in jeder Beziehung. Er wird noch lange Spuren in der israelischen Bevölkerung und im Ausland hinterlassen.
Die Regierung hat Ende Januar angekündigt, die Namen der verantwortlichen Armee-Offiziere im Gazakrieg geheimzuhalten, um so internationale Anklagen wegen Kriegsverbrechen abzuwenden.
Die ganze Propagandamaschine, die diese Kriegsverbrechen gutgeheißen hat, kann nicht verschweigen, dass überall in der Welt die Forderung entsteht, israelische Militärs und Politiker vor Gericht zu stellen. So hat die Militärzensur beschlossen, die Namen aller Offiziere unterhalb der Brigadekommandeure nicht mehr zu erwähnen und ihre Gesichter nicht zu zeigen. Sie sehen heute im israelischen Fernsehen etwas ganz Unglaubliches: die Offiziere laufen gesichtslos über den Bildschirm. Die Gesichter werden vertuscht, wie die von gewöhnlichen Verbrechern vor Gericht. Das an sich spricht schon Bände.
Ist das eine neue Erscheinung staatlichen Personenschutzes in Israel?
Das ist ganz neu. Früher galt das nur für Piloten, weil man Angst hatte, dass diese abgeschossen werden oder in Gefangenschaft geraten könnten. Für Infanterieoffiziere von Panzerstaffeln gab es so etwas noch nie.
Welche Rolle spielte der Krieg im Vorfeld der Parlamentswahlen am 10. Februar?
Der Krieg wäre nicht ausgebrochen, wenn es keinen Wahlkampf gegeben hätte. Warum gerade jetzt? Warum nicht drei Monate früher oder drei Monate später? Es bestand kein Grund, kein Anlass.
Der Anlass bestand doch laut offiziellen Angaben darin, dass der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas abgelaufen war.
Er hätte verlängert werden können. Das war überhaupt kein Problem. Es war unsere Seite, die durch einen provokativen Angriff innerhalb des Gazastreifens Anfang November diesen Prozess der Eskalation in Gang gesetzt hat. Es war Ehud Barak, der damals die Armee in den Gazastreifen schickte und neun Hamas- Soldaten umbringen ließ.
Hat Verteidigungsminister Ehud Barak nach dem Krieg und dem vermeintlichen Sieg über die Hamas größere Chancen auf den Posten des Ministerpräsidenten?
Die Chancen von Ehud Barak sind unwichtig. Die Mandate, die er gewinnt, wenn er gewinnt, bekommt er von Wählern der sogenannten Linken in Israel: von Kadima oder der Meretz- Partei. In diesem Wahlkampf ist aber ganz unwichtig, ob man Kadima oder Arbeiterpartei oder Meretz wählt. Es gibt Leute, die sagen, dass überhaupt kein Unterschied zwischen Likud, Kadima und Arbeiterpartei besteht. Es geht nur darum, wer von den Dreien – Netanjahu, Livni, Barak – Ministerpräsident, Außenminister und Verteidigungsminister werden wird. Das ist wie «Reise nach Jerusalem» – Stuhltanz! Die einzige wichtige Frage ist: Welcher Block, der rechte oder der linke, gewinnt mehr als 60 Stimmen. Wie sich die Stimmen innerhalb der Blöcke verteilen, ist unwichtig.
Es gab den Versuch, die arabisch-israelischen Parteien wegen Sympathiebekundungen für die Hamas von den Parlamentswahlen auszuschließen. Wie kommentieren Sie das?
Dieser Versuch der Wahlkommission war nicht nur ein Riesenskandal, sondern an sich ziemlich erschreckend. Die Arbeiterpartei hat ja auch für diesen total antidemokratischen Beschluss gestimmt, der von der faschistischen Partei (Avigdor Liebermans «Israel Beiteinu» – d. Red.) eingereicht worden war. Natürlich wussten alle, dass der Oberste Israelische Gerichtshof diesen Beschluss für ungültig erklären würde. Aber stellen Sie sich vor, er wäre angenommen worden. Dann hätte der sogenannte linke Block sechs bis zehn Prozent verloren und der Sieg der Ultrarechten wäre auf diese Art und Weise zustande gekommen. Die arabischen Stimmen sind absolut lebensnotwendig, wenn jemand Benjamin Netanjahu und die Rechten stoppen will.
Welche Hoffnungen legen Sie in eine neue Nahostpolitik von US-Präsident Barack Obama?
Ich setze ziemlich große Hoffnungen in Obama. Ich glaube, wir sehen schon den Anfang der Wende. Eine kleine Wende in der amerikanischen Außenpolitik ist eine große Wende im Nahen Osten. Wenn er diese ganze Gruppe von amerikanisch-jüdischen Beamten, die unter Clinton und Bush im Bereich Nahost tätig waren, absägt und stattdessen einen arabischstämmigen Politiker an diese Stelle setzt, ist das schon ein gutes Zeichen. George Mitchell ist in einer christlich-arabischen Familie aufgewachsen. Das sind kleine Anzeichen dafür, dass die amerikanische Politik im Nahen Osten neu überprüft und die amerikanischen Interessen neu bewertet werden. Und ich glaube, dass die Interessen der USA und die wirklichen Interessen Israels, nämlich zu einem Frieden zu gelangen, übereinstimmen.
Wie würden Sie die Haltung der jüdisch-israelischen Bevölkerung zu Ihrer Friedensinitiative «Gush Shalom» beschreiben? Inwiefern hat ihre enge, langjährige Beziehung zu Jassir Arafat darauf gewirkt?
Das hat uns nie gestört. Ich hatte Arafat 1982 im belagerten Beirut getroffen. Man wollte mich in Israel wegen Hochverrats vor Gericht stellen. Aber der Generalstaatsanwalt hat beschlossen, dass ich kein Gesetz gebrochen habe. Ich war der erste Israeli, der Arafat getroffen hat, und war mit ihm bis zum letzten Tag vor seiner Ermordung befreundet. Viele Israelis haben uns das übel genommen. Wenn man die Situation der Palästinenser heute sieht, dann verstehen viele, dass man mit Arafat Frieden machen konnte. Heute ist das viel schwerer, weil keine palästinensische Führung da ist, die die Autorität von Arafat besitzt. Wenn ich in Israel in ein Taxi steige und der Fahrer will ein Gespräch anfangen, dann kommen für gewöhnlich drei Standardsätze: «Was machst du ohne Arafat?» oder «Wo ist „Haolam Hazeh“?» oder «Wann kommt der Frieden?» Die Beziehung zwischen Arafat und mir ist heute fast schon Folklore. Mich hat das nie gestört. Die, die keinen Frieden wollen, die die Araber hassen, hassen mich sowieso. Mit oder ohne Arafat. Ich bin seit 1948 für einen Frieden mit den Palästinensern und mit einem palästinensischen Staat aktiv.
Wie schätzen Sie die Popularität der Friedensbewegung in Israel heute ein?
Die Popularität von «Gush Shalom» und des konsequenten Friedenslagers überhaupt hängt mit der allgemeinen Situation zusammen. Nachdem Ehud Barak im Jahr 2000 aus Camp David zurückgekommen ist und die Parole verbreitet hat «Wir haben keinen palästinensischen Partner für den Frieden», ist das israelische Friedenslager belagert. «Gush Shalom» hat nach den palästinensischen Parlamentswahlen im Januar 2006 Beziehungen zur Hamas aufgenommen und die Parole ausgegeben «Man muss mit der Hamas sprechen». Wie wir 20 Jahre zuvor gesagt haben, dass wir mit der PLO und Arafat sprechen müssen.
Mit dieser Haltung stehen Sie unter den Juden Israels ziemlich allein.
Wir stehen außerhalb des nationalen Konsensus, bewusst und gewollt. Das heißt nicht, dass wir nicht gesellschaftlicher Konsens sein wollen. Ganz im Gegenteil: wir wollen, dass der Konsens unsere Ansichten annimmt. Das geschieht ja auch immer: aber immer erst zehn Jahre später. Alles was wir tun, unsere wöchentliche Inserate in der Presse, unsere Kampagnen – wie aktuell die zum Boykott von Erzeugnissen aus jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten des Westjordanlandes – und alles andere, das alles hat nur das eine Hauptziel: das Bewusstsein in Israel zu verändern. Um den Frieden zu ermöglichen, muss das Bewusstsein von Millionen von Menschen verändert werden, die über 120 Jahre in einem existentiellen Konflikt stehen, in den schon eine fünfte Generation hineingewachsen ist und deren Bewusstsein durch den Konflikt bestimmt ist.
Kamen Sie nie an den Punkt, aus Israel auswandern zu wollen?
Das kam mir nie in den Sinn. Israel ist meine Heimat. Alles was ich tue, hat das Ziel, das Leben in Israel zu verbessern, einen Staat zu haben, auf den wir stolz sein können, ein Land zu haben, in dem wir gut leben können. Ich gehöre zu der Generation, die einen Vor- oder Nachteil hat: Wir haben den Staat gegründet. Es ist unser Staat. Wir sind dafür verantwortlich, was wir 1948 als Soldaten der israelischen Armee angestellt haben – zum Guten und zum Schlechten. Ich habe die beiden Seiten in meinen Büchern beschrieben, um den Leuten die ganze Wirklichkeit nahezubringen. Ich fühle mich verantwortlich für diesen Staat und es würde mir nie einfallen, den Kampf um diesen Staat aufzugeben. Und da ich von Natur aus Optimist bin, glaube ich, dass wir zu einem Frieden kommen werden, nicht erst in 50 Jahren. Jedenfalls habe ich absolut die Absicht, solang am Leben zu bleiben, bis der Frieden da ist.
Das Gespräch führte Eik Dödtmann.
Zur Person:
Prophet Israels
Uri Avnery ist einer der bedeutendsten Journalisten und politischen Autoren Israels und lebende Ikone des 1993 gegründeten «Gush Shalom», «Friedensblocks». Für sein literarisches Lebenswerk erhielt er 2004 den israelischen Sokolow-Preis für Journalisten. Für sein Friedensengagement wurde ihm, unter anderem, 2001 der Alternative Nobelpreis zuteil. Der säkulare Jude Avnery setzt sich seit Bestehen Israels für die Trennung von Staat und Religion ein. Der Post-Zionist warb jahrzehntelang im Konflikt zwischen Juden und Arabern in Israel/Palästina für eine Ein-Staaten- Lösung. In den letzten Jahren wurde er zum Verfechter einer Zwei-Staaten-Regelung und fordert den Dialog mit der Hamas. Zwischen 1965 und 1981 war Avnery in drei Legislaturperioden Parlamentsabgeordneter für linke israelische Splitterparteien.
Geboren wurde Avnery am 10. September 1923 in Beckum bei Münster unter dem Namen Helmut Ostermann, seine Familie wanderte 1933 nach Palästina aus. Dort war er von 1938 bis 1942 Mitglied der militanten jüdischen Gruppe «Irgun». Im 1948er Krieg wurde er als Soldat schwer verwundet. Seine Erinnerungen an den Unabhängigkeitskrieg Israels veröffentlichte er 1949 im Bestseller «In den Feldern der Philister» (2005 auf Deutsch erschienen). Zwischen 1950 und 1990 war Avnery Chefredakteur und Herausgeber der Wochenzeitung «Haolam Hazeh», «Diese Welt». Die Zeitung, eine publizistische Melange aus Politberichterstattung, Boulevardblatt und Gesellschaftsmagazin, gilt heute als authentisches Dokument israelischer Geschichte.