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Uri Avnery am 20.8.2018 verstorben - Ein Nachruf
Gusch Schalom beklagt und betrauert den Tod seines Gründers Uri Avnery. Bis zu seinem letzten Augenblick setzte er den Weg fort, den er seit Jahrzehnten gegangen war. Am Samstag vor zwei Wochen brach er in seiner Wohnung zusammen, als er gerade im Begriff war, zum Rabin-Platz aufzubrechen, um dort an einer Demonstration gegen das „Nationalitätsgesetz“ teilzunehmen. Das war ein paar Stunden, nachdem er einen scharfen Artikel gegen dieses Gesetz veröffentlicht hatte.
Avnery widmete sich ganz und gar dem Kampf für einen Friedensschluss zwischen dem Staat Israel und dem palästinensischen Volk in einem unabhängigen Staat. In gleicher Weise widmete er sich einem Friedensschluss zwischen Israel und der arabischen und musllimischen Welt. Er kam nicht bis ans Ende dieses Weges, er hat nicht mehr erlebt, dass Frieden geschlossen wird. Wir – die Mitglieder von Gusch Schalom ebenso wie sehr viele andere Menschen, auf die er direkt oder indirekt Einfluss ausübte – werden seine Mission fortführen und sein Gedächtnis in Ehren halten.
Am Tag von Uri Avnerys Tod nahm die am stärksten rechts gerichtete Regierung, die Israel in seiner Geschichte jemals hatte, Verhandlungen mit der Hamas auf. Ironischerweise werden jetzt dieselben demagogischen Anschuldigungen, mit denen Uri Avnery überschüttet wurde, gegen den Verteidigungsminister Avigdor Lieberman erhoben.
In die Geschichte des Staates Israel wird Uri Avnery als weit vorausblickender Visionär eingehen, der einen Weg wies, den andere nicht sahen. Es ist das Schicksal und die Zukunft des Staates Israel, mit seinen Nachbarn in Frieden zu leben und sich in die geografische und politische Region zu integrieren, in der es liegt und zu der es gehört. Avnerys stärkste Widersacher werden schließlich doch in seine Fußstapfen treten müssen, denn dem Staat Israel bleibt nun einmal nichts anderes übrig.
Contact: Adam Keller, Gusch-Schalom-Sprecher +972-(0)54-2340749
https://www.haaretz.com/israel-news/.premium-uri-avenry-veteran-peace-activist-dies-at-94-1.6364250
Uri Avnerys Artikel am 4. Juni 2011 über den Tod seiner Frau Rachel endet mit folgenden Worten:
„Ein deutscher Freund schickte mir einen Trauervers, den ich seltsam tröstend fand. Er lautet: ‚Wir wollen nicht klagen, dass sie gegangen ist, sondern dankbar sein, dass wir sie hatten.‘“
(Aus den Englischen von Ingrid von Heiseler)